Malerei,  Bildende Kunst

Das Oszillierende Mädchen

Alles, was ich seit Ewig vermisse

Georgia Fambris

Als ich den Kolonaki-Platz erreichte, um an der Eröffnung der 3. Einzelausstellung der bildenden Künstlerin Georgia Fambris mit dem Titel "Alles, was ich seit Ewig vermisse" teilzunehmen. setzte starker Regen ein und sonore Donner erhellten den Winterhimmel Athens.

Die Treppe der Kunstgalerie Zoumboulakis hinunter eilend, stellte ich erfreut fest, dass es aufgrund des Wetters erst wenige Besucher pünktlich zum Start der Ausstellung geschafft hatten. Eine einmalige Gelegenheit für mich, Fambris´ Werk in einer für einen Eröffnungstag eher ungewöhnlichen Gelassenheit zu betrachten.

Der Titel der Ausstellung "Alles, was ich seit Ewig vermisse" hat nichts mit einem tatsächlichen Fehlen oder einer tatsächlichen Ewigkeit zu tun. Er bezieht sich auf den psychologischen Kampf, den Menschen beim Versuch, Emotionen und Realität in Einklang zu bringen, durchmachen.

Auf den ersten Blick scheinen die Gemälde von Georgia Fambris zufällige Momente im Leben einer Frau einzufangen. In Wirklichkeit zielt ihre Arbeit auf eine tiefgründige Auseinandersetzung mit menschlichen Trauma-Perioden.

Erster Eindruck

Als ich den Innenraum des Veranstaltungsortes betrat, um ein Glas Wein zu trinken, schaute ich zu meiner Linken und sah dort eine Reihe von kleinformatigen Gemälden. Eines davon zeigt eine weibliche Figur, die wie eine hingeworfene Wollpuppe im Bett liegt, während ein schlafloses Auge sie beobachtet. In einem anderen stellt sich Fambris wie eine Zeichentrickfigur dar, die durch eine Nudelmaschine zu Spaghetti verarbeitet wird. In einem dritten versucht sie mit einem Handrührgerät Zutaten in einer Schüssel zu mischen, in die sie ihren Kopf gesteckt hat. Nebeneinander platziert, wirkten diese kleinformatigen Gemälde wie ein Tageskalender der oszillierenden Psychologie einer Frau. In Fabris´ aktuellen Arbeiten fungieren sorgfältig durchdachte Details in Acryl oder kleine Collagen als symbolische Merkmale, die eine spannungsgeladene und unruhige Atmosphäre schaffen. So regt sie das Auge des Betrachters an, hervorzubringen, was Munch die "inneren Bilder der Seele" nennt. 

["Die Natur ist nicht nur alles, was für das Auge sichtbar ist... sie umfasst auch die inneren Bilder der Seele." - Edvard Munch]

Fambris´ Gemälde sind seit jeher symbolische Darstellungen eines geistigen und psychischen Zustands, sie zeigen nicht die Realität in ihrer reinsten Form. Seit der Einzelausstellung "Analogon" von 2015 hat sich das verletzliche Mädchen zu einer starken Frau entwickelt. Während sie eine erweiterte öffentliche Akzeptanz ihres Werkes anstrebt, wünscht sie auch, dass ihre persönliche Identität intakt bleibt.

Erstmalig ist in der ausgestellten Arbeit von Georgia Fambris zu sehen, dass die Collage bei der Darstellung der Oszillation eine Schlüsselrolle spielt. Kleine Teile von Zeitschriftenfotos und Mini-Sticker für Kinder werden Teil des Gemäldes, um zu zeigen, dass es immer das Bedürfnis nach der Existenz der inneren Seele geben wird.

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Salome No 2

Fambris erscheint auch triumphierend. In "Salome Nr. 2" sitzt sie wie eine Königin auf ihrem Sessel und blickt dem Betrachter direkt in die Augen, gekrönt von Unschuld und Reinheit. Die orangefarbene scharfe Linie vor der weißen Krone deutet auf Kreativität und Erfolg hin. Eine widersprüchliche Darstellung zu ihrem nackten Körper, den sexy Netzstrümpfen und den frisch geköpften Häuptern neben ihr. Für Fambris liegt das Wahre im Leben jenseits von Automatismen. 

Die Einhaltung gesellschaftlicher Normen widerspricht dem menschlichen Bedürfnis nach Selbstverwirklichung und Kontrolle über unseren Körper, unsere Karriere und unser Ökosystem. Manchmal angeschlagen, nie besiegt.

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Das Oszillierende Mädchen

In "Das oszillierende Mädchen" steht die Künstlerin geistig und psychisch "nackt" vor einer weißen Leinwand, mit einer Kette um den linken Fuß.

Jegliches Vorwärtskommen wird verhindert, selbst die Blutzirkulation, wodurch Wade und Sohle schwarz werden. Ihre Gesichtsverformung auf dem Gemälde und die Collage aus den Händen eines Bettlers über einer liegenden Figur stellt einen ungeheuren inneren Kampf zwischen den Bedürfnissen und Wünschen eines Künstlers dar. In der Mitte des Körpers der Künstlerin steht eine kleine gelbe nackte Fambris. Sie stellt eine rebellische innere Seele dar, die Erinnerungen und esoterische Visionen aktiviert und zu sinnvoller Kommunikation anregt. 

Egal, wie oft sie aus Angst oder durch gesellschaftliche Kritik lahmgelegt wurde, sie wird immer versuchen, mit ihrer Spontaneität, Labilität, Wärme und Fröhlichkeit aufzufallen.

Biographie

Born in 1973 in Genova, Italy. Upon her arrival in Greece in 1993, she starts studying painting at the Academy of Byzantine Iconography of Piraeus, Greece from which she graduates in 1998.  In 2007 she starts her cooperation with Greek author Dimitris Sotakis by illustrating three of his books: “The corn man”, (2007),  “The miracle of breathing” (2009), and “The cannibal who ate a Romanian” (2017). Many of her paintings are in private collections in Italy and Greece and in Frissira’s Museum. Georgia Fambris lives and works in Athens, Greece.

Photos by: athinas / © athina’s 2020

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